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Erkrankungen & Therapie

Bluthochdruck (arterieller Hypertonus)

Als Bluthochdruck wird die regelhafte Erhöhung des Blutdrucks auf Werte über 140 mmHg systolisch (oberer Wert) oder 90 mmHg diastolisch (unterer Wert) bezeichnet, wenn keine vorübergehenden Einflüsse wie beispielsweise Schmerzen für die erhöhten Blutdruckwerte verantwortlich sind.

Bluthochdruck ist eine häufige Erkrankung. Weltweit haben ca. 30 bis 45 Prozent der Allgemeinbevölkerung Bluthochdruck. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu, sodass bis zu 80 Prozent der über 70-Jährigen davon betroffen sind. Vor allem bei jüngeren Bluthochdruckerkrankten (bis 35 Jahre) bleibt dieser häufig (bis zu 40 Prozent) unentdeckt. In Deutschland ist ca. 1/3 der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 79 Jahren von Bluthochdruck betroffen.

Im Allgemeinen fühlen sich Patienten mit Bluthochdruck nicht krank, da erhöhte Blutdruckwerte nur geringe bis keine Symptome verursachen. Dennoch richtet Bluthochdruck auch bei Beschwerdefreiheit bereits Schaden an und ist der häufigste und wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Nierenversagen. Er gilt damit als führender Risikofaktor für die weltweite Sterblichkeit und ist nach Einschätzung der WHO (Weltgesundheitsorganisation) verantwortlich für 13 Prozent aller Todesfälle (ca. 9,4 Millionen jährlich).

Bluthochdruck ist somit eine tückische, lebensbedrohliche Volkskrankheit, die häufig lange unentdeckt bleibt.

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Ursachen

Bluthochdruck setzt sich aus verschiedenen Mechanismen zusammen. In über 90 Prozent der Fälle lässt sich Bluthochdruck nicht auf eine eindeutige Ursache zurückführen. Man spricht hier von essenziellem oder primärem Bluthochdruck. Wenn dem Bluthochdruck eine eindeutige Ursache (z. B. Hormonstörungen oder Nierenarterienenge) zugrunde liegt, wird er als sekundärer Bluthochdruck bezeichnet.

Begünstigend für die Entstehung eines Bluthochdrucks gibt es nicht veränderbare Risikofaktoren wie Alter, eine familiäre Vorbelastung und männliches Geschlecht sowie durch den Lebensstil bedingte und mithin veränderbare Risikofaktoren.


Beschwerden

Unmittelbar gehen erhöhte Blutdruckwerte in der Regel mit nur geringen bis keinen Beschwerden einher. Es können Kopfschmerzen oder Nasenbluten auftreten. Beschwerden, die als Leiden empfunden werden, treten oftmals erst bei exzessiv erhöhten Blutdruckwerten im Sinne eines hypertensiven Notfalls auf. Neben neurologischen Symptomen wie Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit, Verwirrtheit, Krampfanfällen und einer Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma können auch Brustenge (Angina pectoris), Luftnot, Lungenödem (Lungenwasser), Netzhauteinblutungen im Auge sowie lebensbedrohliche Situationen wie Herzinfarkt, akutes Herzversagen oder Gehirnblutungen auftreten.

Die Mehrheit der Betroffenen ist jedoch eher von den Folgeschäden bedroht, die durch Bluthochdruck verursacht werden. Hervorzuheben sind hier Organschäden wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Herzversagen, Aortendissektion (Einriss der Gefäßinnenhaut der Hauptschlagader), Schlaganfall, Nierenversagen und Netzhautschädigung bis hin zur Erblindung.


Diagnose

Der Verdacht auf Bluthochdruck wird zunächst durch Blutdruckeinzelmessungen gestellt und durch wiederholte Einzelmessungen in Ruhe bestätigt. In der Regel wird zur Bestätigung auch eine Blutdrucklangzeitmessung im häuslichen Umfeld durchgeführt, um äußere Einflussfaktoren möglichst gering zu halten, da sie sich verfälschend auf den Blutdruck auswirken können.

Bei jüngeren Betroffenen oder bei vermeintlich schwer einstellbarem Bluthochdruck können zum Ausschluss oder Nachweis eines sekundären Bluthochdrucks weitere Untersuchungen wie spezielle Laboruntersuchungen (Blut und Urin), Abdomensonografie (Bauchultraschall), Farbdopplerultraschall der Nierengefäße oder auch ein Abdomen-CT bzw. Abdomen-MRT (Computertomografie bzw. Magnetresonanztomografie des Bauches) erforderlich sein.

Zur Abschätzung bereits eingetretener Folgeschäden sollte immer auch eine Untersuchung des Herzens, der Nieren und der Augen erfolgen.


Behandlung

Ziel der Therapie ist eine Blutdruckeinstellung im Allgemeinen auf Werte unter 140/90 mmHg. In manchen Fällen werden auch niedrigere Blutdruckwerte angestrebt.

Die Grundlage der Behandlung stellt immer die Reduktion der beeinflussbaren Risikofaktoren dar. Ohne eine medikamentöse Therapie wird der Zielblutdruck in der Regel jedoch nicht erreicht, die meisten Patienten benötigen sogar eine Mehrfachtherapie. Um unter den vielen Präparaten und Kombinationsmöglichkeiten die für jeden Einzelnen beste Therapie herauszufinden, sollte die Einstellung in enger Zusammenarbeit zwischen dem Patienten und dem behandelnden Arzt erfolgen, da es erforderlich sein kann, verschiedene Wege auszuprobieren, bevor der passende gefunden ist. 

Unter bestimmten Umständen stellt auch die Nierenarteriendenervation (Nervenverödung) einen erfolgversprechenden Therapieansatz dar. Verfahren wie die Karotisstimulation befinden sich noch im Erprobungsstadium und sind spezialisierten Zentren vorbehalten.

Bei einer sekundären Bluthochdruckform gilt es, die Ursache des Bluthochdrucks nach Möglichkeit zu beseitigen, beispielsweise durch Nierenarterienstenting (Erweiterung der Nierenarterienenge mit einer Ballonaufdehnung oder einer Gefäßstütze) oder durch die operative Entfernung eines hormonproduzierenden Tumors.


Prognose

Die Prognose des Bluthochdrucks hängt im Wesentlichen davon ab, in welchem Maß Folgeschäden bereits aufgetreten sind oder noch vermieden werden können und wie gut die Betroffenen auf ihren Zielblutdruck eingestellt sind. Bei der Einstellung des Bluthochdrucks spielt die Krankheitseinsicht und Mitarbeit des Patienten eine ganz entscheidende Rolle, da die beste und stärkste medikamentöse Therapie nicht wirken kann, wenn sie nicht wie vorgesehen eingenommen wird.

Ein rechtzeitig erkannter und gut eingestellter Bluthochdruck geht ohne prognostische Einschränkungen einher.


Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen für die Entstehung von Bluthochdruck oder die Verschlechterung eines bereits bestehenden Bluthochdrucks sind durch Anpassung des Lebensstils sehr gut möglich. Es sollte auf körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung mit niedrigem Kochsalzkonsum sowie viel Obst und Gemüse geachtet, Übergewicht abgebaut und Tabakkonsum eingestellt werden.


Autor: Dr. Stefan Sommer, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie, Angiologie und konservative Intensivmedizin am Vivantes Klinikum Neukölln