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Erkrankungen & Therapie

Venenthrombose und Lungenembolie (venöse Thromboembolie)

Bei einer Venenthrombose bildet sich ein Gerinnsel (Thrombus) im Venensystem. Die Venen sind die Blutgefäße, die das sauerstoffarme Blut von der Peripherie zum Herzen transportieren. Am häufigsten sind die tiefen Becken- und Beinvenen von Thrombosen betroffen, seltener die Arm- und Schultergürtelvenen. Prinzipiell können Thrombosen in allen Körperregionen auftreten. Von der Thrombose der tiefen Venen zu unterscheiden ist die oberflächliche Venenentzündung (Thrombophlebitis), die besonders Patienten mit Krampfadern betrifft, aber auch bei Venengesunden auftreten kann.

Von einer Lungenembolie spricht man, wenn sich Thromben, z. B. aus den Beinvenen, lösen und mit dem Blutstrom über das Herz in die Lungenarterien verschleppt werden.

Angebote bei Vivantes

In der Gerinnungssprechstunde des Vivantes Klinikums im Friedrichshain werden Patienten mit Gerinnungsstörungen untersucht und beraten. Terminvereinbarung unter: Tel. (030) 130 23 1623.

Vivantes Klinikum im Friedrichshain

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Ursachen

Typische Auslöser sind Situationen, in denen das Gerinnungssystem aktiviert wird, wie z. B. Unfalltrauma, chirurgische Eingriffe, Immobilisierung (z. B. während einer langen Reise oder durch Krankheit) und Krebserkrankungen. Auch kann eine genetische Veranlagung das Auftreten von venösen Thromboembolien begünstigen (Thrombophilie). 

Die Thrombophilie bezeichnet eine Neigung zu Thrombosen, die sowohl erblich bedingt als auch erworben sein kann. Sie führt in Abhängigkeit der Art und der Schwere der Gerinnungsstörung zu einem leicht bis stark erhöhten Risiko. 
Ein erhöhtes Thromboserisiko besteht zudem in der Schwangerschaft und bei Fettleibigkeit. Des Weiteren kann eine Thrombose immer dann entstehen, wenn der venöse Abstrom in Richtung Herz behindert wird, wie beispielsweise beim Vorliegen von angeborenen Fehlbildungen der Venen oder durch Tumorwachstum. Im Bereich des Schultergürtels kann eine Thrombose auch durch eine vermehrte Beanspruchung der Muskulatur (z. B. durch Bodybuilding, Tennis oder außergewöhnliche Belastung) begünstigt werden.


Symptome und Beschwerden

Typische Beschwerden bei einer tiefen Becken-Beinvenenthrombose sind Schmerzen und Schwellung der betroffenen Extremität, wobei das Ausmaß der Schwellung davon abhängt, wo sich die Thrombose genau befindet. Auch eine Verhärtung des betroffenen Beins bzw. der Wade sowie Rötung und Überwärmung sind mögliche Symptome.

Eine Thrombose kann aber auch ohne Beschwerden auftreten und sich erst durch eine Lungenembolie bemerkbar machen. Das typische Symptom einer Lungenembolie ist die plötzlich einsetzende Luftnot. Auch Husten, Brustschmerz und Herzrhythmusstörungen können im Rahmen einer Lungenembolie auftreten. Eine schwere Lungenembolie kann zu akutem Herz-Kreislauf-Versagen und zum Tod führen.


Diagnostik

Wenn sich ein Patient mit dem Verdacht auf eine Thrombose vorstellt, stehen das Gespräch und die körperliche Untersuchung durch den Arzt an erster Stelle. Beides dient dazu, einzuschätzen, wie wahrscheinlich eine Thrombose ist, und dazu ggf. weitere Untersuchungen zu veranlassen. Eine Blutuntersuchung kann helfen, eine Thrombose und Lungenarterienembolie auszuschließen. Zum sicheren Nachweis (und Ausschluss) einer Becken-Beinvenenthrombose bzw. Armvenenthrombose dient die Ultraschalluntersuchung. Bei der Frage nach einer Lungenarterienembolie kann eine Computertomografie oder eine Szintigrafie, in speziellen Fällen auch eine Kernspintomografie nötig sein.


Behandlung

Ob eine Behandlung im Krankenhaus oder ambulant durchgeführt wird, richtet sich nach dem Ausmaß der Erkrankung, der Gesamtsituation des Patienten und dessen Wünschen. Zur Behandlung werden verschiedene gerinnungshemmende Medikamente eingesetzt, um in der akuten Phase das Fortschreiten der Thrombose und die Verschleppung in die Lungenarterien zu verhindern. Die medikamentöse Behandlung ist in der Regel über längere Zeit notwendig, damit keine neuen Thrombosen auftreten.

Gerinnungshemmende Medikamente:

  • Niedermolekulare Heparine hemmen den Gerinnungsprozess und werden unter die Haut gespritzt (subkutane Injektionen)
  • Vitamin-K-Antagonisten hemmen die Bildung von Gerinnungsfaktoren und werden als Tabletten eingenommen; regelmäßige Laborkontrollen (Gerinnungskontrollen des INR) sind notwendig. Es ist auch eine INR-Selbstmessung durch den Patienten möglich (Schulungen erfolgen beispielsweise über die Gerinnungssprechstunde im Vivantes Klinikum im Friedrichshain).
  • Direkte orale Antikoagulanzien, können als Tabletten eingenommen werden und wirken wie niedermolekulare Heparine.  

Bei einer Becken-Beinvenenthrombose wird das betroffene Bein zunächst gewickelt, um die Schwellung zu reduzieren. Später trägt der Patient einen speziellen Kompressionsstrumpf. All diese Maßnahmen sollen Spätfolgen der Thrombose verhindern.

Eine schwere Lungenembolie wird auf der Intensivstation behandelt, bis die Kreislaufsituation stabil ist. In lebensbedrohlichen Situationen sind sofortige thrombusbeseitigende Maßnahmen notwendig (z. B. spezielle „auflösende“ Medikamente, Kathetereingriff, Operation). 


Prognose

Bei rechtzeitiger Diagnose ist die venöse Thromboembolie gut behandelbar. Die Lungenarterienembolie bildet sich häufig innerhalb kurzer Zeit zurück und verursacht nur selten eine chronische Herzbelastung.

Der Verlauf nach einer Beinvenenthrombose ist bei jedem Patienten sehr unterschiedlich und hängt auch vom Ausmaß der Thrombose ab. Häufig bleiben Venenklappen durch die Thrombose geschädigt, was wiederum die Venenfunktion beeinträchtigt. Der daraus folgende Blutrückstau führt dann typischerweise zu einer chronischen Schwellneigung und zu einem Schweregefühl des betroffenen Beins. Auch Krampfadern können hierdurch entstehen. Seltener treten später offene Wunden auf. Dieser als postthrombotisches Syndrom bezeichnete Symptomenkomplex kann auch noch viele Jahre nach der Thrombose auftreten. Dem soll durch das konsequente Tragen von Kompressionsstrümpfen entgegengewirkt werden. 

Bei Patienten, die bereits eine Thrombose oder Lungenembolie erlitten haben, besteht ein erhöhtes Risiko für ein erneutes Auftreten. Dieses kann durch verschiedene Maßnahmen (z. B. längere Behandlungsdauer, medikamentöse Thromboseprophylaxe in Risikosituationen) minimiert werden.


Vorbeugung

Bei längeren Reisen empfiehlt es sich, bequeme, nicht einschnürende Kleidung zu tragen und ausreichend zu trinken (wenig Alkohol). Es ist auch ratsam, die Füße regelmäßig zu bewegen, um so den venösen Abstrom zu unterstützen.

Im Fall vorübergehender Bettlägerigkeit oder Einschränkung der Mobilität (z. B. durch Verletzungen, Operation, internistische Erkrankungen) ist eine medikamentöse Thromboseprophylaxe notwendig. Diese wird individuell in Abhängigkeit des Thromboserisikos durch den behandelnden Arzt festgelegt.


Autor: Dr. med. Sharon Siedner, Klinik für Innere Medizin – Angiologie, Hämostaseologie und Pneumologie im Vivantes Klinikum im Friedrichshain